Heute habe ich noch einmal das gute Wetter genutzt, um ein klein wenig zu wandern. So richtig dolle ist es derzeit bei mir mal wieder nicht und ich überlegte schon gestern: gehe ich eher spazieren und mache ein paar Streetart-Fotos oder… (bei dem Wetter ist Wandern natürlich ein Muss!)
Mit der U6 und dann mit dem Bus 133 fuhr ich bis zur Tegeler Brücke. Von dort aus lief ich die „Str. R“ bis Saatwinkler Steg hoch (Foto links). Ich hatte mir schon vor ein paar Wochen vorgenommen, den Halligweg ganz zur Spitze hochzulaufen. Ich hatte mir erhofft, dort ein wenig Heimatgefühl ausleben zu können, doch es ist abgesperrtes Gelände = Ende Gelände.
Ursprünglich war erst Lietzensee geplant und dann der Flughafensee. Aber irgendwie fühlte sich das nicht stimmig an, mir fehlte das „Highlight“, falls die Tour nicht ganz so wird, wie ich mir das erhofft hatte. Wie auch heute. Ich bin fast nur an Zäunen entlang gelaufen, den Halligweg konnte ich, wie schon geschrieben, nicht bis zur Spitze laufen (da privat), es waren mehr Spazierwege und die Landstraße gleich nebenan war sehr laut. Ich bin halt Fan von Pampa, mir kann es beim Wandern (und entschleunigen) nicht „einsam und leise genug“ sein.
Mittlerweile war es schon gegen 13 Uhr, also versuchte ich das Beste draus zu machen und ergab mich dem Schicksal, den Weg Im Saatwinkel abzulaufen, später immer parallel der Bernauer Straße entlang, bis ich an der Neheimer Straße ankam, wo auch der „Artpark Tegel“ ist. Dort gibt es murale Streetart-Werke, die ich ebenfalls schon seit Jahren vor die Linse bekommen wollte. Von dort aus fuhr auch die 133 wieder bis zum S-oder auch U-Bahnhof Tegel zurück.
Was wirklich schön war, war das Wetter. Die Sonne und auch die (trockene) Kälte tat mir unheimlich gut. Einzig am Artpark Tegel kam ich an meine Grenzen, denn hier musste ich mit Powerbank fotografieren, da mein Smartphone bei Kälte immer denkt, der Akku wäre leer. Nix mit Handschuhe, mir waren fast die Finger abgefallen. Es war das perfekte Wetter für murale Brandwände. Schöner, blauer Himmel und auch so klar!
Gegen 15 Uhr gings für mich wieder nach Hause. Eine Stunde später war auch schon Sonnenuntergang. Gelaufen bin ich ca. 6 km (dürfte ein bisschen mehr gewesen sein), genau 3 Stunden war ich unterwegs.
Bei mir war es ja im letzten Monat „rund um die Bewegung“ recht ruhig geworden, untätig im Thema war ich allerdings nicht. Wenn man hier und da Schutzimpfungen bekommt (meist extra zum Wochenende), wird es auch nichts mit dem Wandern. Da muss ich jetzt durch!
Am Sonntag wollte ich mit einem Kumpel ein Stück vom Mauerwanderweg im Süden Berlins erkunden. Daraus wurde aber leider nichts, denn schon zu Beginn an zeigten sich bei mir starke Schmerzen, die kurz darauf auch wirklich extrem wurden. Zum Glück hatte ich aber meine Novalgin mit, letztendlich half aber erst so richtig die Wärmflasche im Rücken, als wir wieder bei meinem Kumpel zu Hause waren.
Wir brachen also gleich am Anfang wieder ab und fuhren auch mit dem Bus zurück. Selbst das hätte ich nicht mehr laufen können. Es fühlte sich aber eher nach einer fast beginnenden Blockade an (hatte ich schon mal).
Für mich ist das ein großer Rückschlag, denn jetzt wandert die Angst wieder mit. Lange hatte ich Ruhe davor, nun frage ich mich, ob ich in nächster Zeit alleine in die Pampa fahren kann (so richtig Natur) oder mir wohl oder übel dann doch erstmal wieder Wanderstrecken raussuchen muss, wo auch eine optimale, nahe Bus/Bahnverbindung vorhanden ist.
Fakt ist: ich muss irgendwie Sport machen. Seit der Pneumonie sind bei mir einfach ganz viele Muskelkräfte weg und jetzt hat sich das im Rücken gezeigt (Rucksack war schwer). Alles nicht so einfach in Pandemie-Zeiten. Ach ja, die Fotos sind auch entsprechend schlecht, auch dafür war kein Nerv mehr, hab sie nur zur reinen Dokumentation noch festhalten wollen.
4,5 Kilometer waren es nur, mein lieber Scholli. Aber: C’est la vie! 😉 Beim nächsten Mal klappt es bestimmt wieder!
Erstens kommt alles anders und zweitens, als man denkt
Nachdem ich im Frühjahr diesen Jahres zum ersten Mal im Tegeler Forst war (hier gibt es einige Fotos vom April zu sehen), startete ich heute meine Runde noch einmal dorthin, denn es war schon Mittag und es blieb nicht mehr viel Zeit für eine ausgedehnte Tour. Los ging es mit dem Glockenschlag um 12 Uhr an der Kirche in Alt-Tegel, hinunter zu den Greenwichpromenaden/Seeterrassen:
Das Wetter war zum Mittag leider umgeschlagen, die Sonne war weg, sollte aber zum Nachmittag nochmal für 1 bis 2 Stunden raus kommen. Von den Seeterrassen ging es weiter über die Sechserbrücke und einige kleine Wege am Ufer entlang, bis ich für ein paar Fotos einen übersichtlichen Blick auf das Wasser bekam, wenn da der Nebel nicht gewesen wäre.
Vom nebelbedeckten Tegeler See ging es weiter an der Malche entlang bis zum „Schwarzer Weg“. Heute wollte ich mir das Wildtiergehege ansehen, was mir bisher bei Wanderungen immer misslang! Einen Graureiher konnte ich noch entdecken, bevor dieser mit Flügelschlag von dannen zog.
Auf besagtem Schwarzer Weg bog ich aber nicht gleich nach links auf den Hauptweg ab, sondern ging erstmal geradeaus den Waldweg Mühlenweg entlang, die erste Abzweigung wieder links, um dann wieder rechts auf den „Schwarzer Weg“ zurück zu gelangen. Ein Weg durch bunten Wald, wenngleich vielerorts das Laub schon von den Bäumen gefallen war und der diesig-vernebelte Tag die Stimmung in ein besonderes Licht setzte, was mit meinen überwiegend gemachten Smartphone-Fotos aber nur mittelmäßig wieder gegeben werden kann.
Die GPS-Daten, die im Wald immer mal wieder versagten, verrieten mir, das rechts einbiegend auf den „Schwarzer Weg“ das Wildtiergehege nicht mehr weit sei. Als ich das laute Grunzen von Wildschweinen vernahm, ahnte ich: ich bin richtig. Ich zückte schon meine Kamera, aber irgend etwas sagte mir, das hier was nicht stimmt. So viele Wildschweine vor mir, so nah – die wären doch in freier Wildbahn längst weg (ergo muss es das Gehege sein, ich habe bestimmt nur den Zaun übersehen). Ich suchte den Zaun, der aber tatsächlich nicht vorhanden war.
Schwarzer Weg
Wildschweine im Gehege
– noch ahne ich nicht, das ich auf dem Weg gleich auf Wildschweine vor dem Gehege treffe
Es waren 4 kleine Wildschweine, von Frischlingen kann man nicht mehr reden, die ca. 2m vor mir standen und im Boden nach Essbarem wühlten. Als ich mich umdrehte, war hinter mir das Wildschweingehege. Da war mir klar: diese „kleinen“ Wilden stehen mir in freier Wildbahn gegenüber. Das bringt erstmal Schnappatmung. Mein lieber Scholli!
– Suchbild
Ich ging also ganz langsam Richtung Zaun, da sah mich ein weiteres Wildschwein, erschrak über mich und zog mit quiekenden Gegrunze in die Büsche, ganz so, als sei es total empört von meinem Auftreten. Ein wenig schmunzeln musste ich da schon, denn es hatte eine gewisse Situationskomik. Das war tatsächlich mein erster (und so naher) Wildschweinkontakt und: ich habe sie zum ersten Mal nicht gerochen! Darüber war ich auch sehr irritiert.
Und dann nahm meine Wanderung noch eine ganz andere Wendung, denn es ergab sich heute eine unerwartete „Mitläuferschaft“, was dann letztendlich zu einem gemächlichen Spaziergang mit angeregtem Gespräch wurde. Und somit wanderten wir gemeinsam durch den Forst.
Ich wollte mir heute nochmal die Dicke Marie ansehen und den höchsten Baum Berlins, das haben wir dann zusammen gemacht. Ich zeigte ihr diese beiden Bäume, worüber sie sich sehr freute. Mehr hatte ich mir für die Tour heute auch nicht vorgenommen.
Zusammen gekommen sind ungefähr 10 Kilometer bei 6 Stunden wandern. Zwischendurch war das Tracking immer mal wieder gestoppt und durch das Quatschen hatte ich auch nicht immer sofort dran gedacht, das weiter fortzuführen. Meine Route sieht heute also etwas „wirr“ aus (wer sich das auf Komoot ansieht), Wandern erfordert eben auch Konzentration.
Da dieses Gespräch ein nicht ganz alltägliches für mich war, hallt das noch immer in mir nach und ich versuche, mit dieser Begegnung kongruent zu werden, allerdings nicht, was die Inhalte betrifft. In Zeiten einer Pandemie und der ganzen, auch politischen Entwicklung sind wir sicherlich alle ziemlich dünnhäutig geworden. Aber bevor ich mir eine Meinung über einen Menschen bilde, rede ich sehr gerne vorher mit ihm, wenn ich merke, dass da kein radikales Denken und Feindseligkeit vorherrscht. Mein Gespräch heute empfand ich als sehr angenehm, ich weiß aus der Erfahrung heraus aber auch, das dies nicht ungewöhnlich bei dieser Thematik ist, wo Subjektivität höher bewertet (bzw. nur das -und eigene- akzeptiert) wird, als Objektivität. Nichts desto trotz: ich wurde nicht angefeindet, wir haben 3 Stunden achtsam miteinander reden können, haben unterschiedliche Sichtweisen ausgetauscht und vielleicht sehen wir uns mal wieder, wenn ich in der Nähe bin. Ich denke schon, das ich das machen werde, auch: um zu erfahren, ob sie weitestgehend „gesund“ über den Winter gekommen ist. Mit dem Wandern wollte ich zwar Corona klar getrennt ausklammern, aber diese Bereitschaft, mit mir darüber offen reden und das ohne missionieren und mich von der Gegenmeinung überzeugen zu wollen und auch in dieser achtsamen Weise; doch, das hat mich schon ein bisschen beeindruckt. Das hat Seltenheitswert (wird mir meist feindschaftlich verweigert) und ich verbuche das unter eine schön gemachte Erfahrung – trotz alledem!
Frei nach „The Birds“ verabschiedete sich der See von uns mit eintretender Dunkelheit und lautem Getöse, denn mittlerweile war es fast schon 18 Uhr.
„Bleib gesund“ rief ich ihr im umdrehen noch zu, als ich zur U-Bahn huschte, dann hatte uns der Großstadtdschungel wieder.
Von Waidmannslust nach Alt-Lübars über etwas Mauerweg, Moor und Fließ
Ich muss zugeben, ich war heute anfangs mehrfach enttäuscht und trotzdem wurde es noch ein guter Tag. Eigentlich wollte ich heute etwas rotes Laub vor die Linse bekommen, erst letzte Woche war alles knallgelb und ich hatte von den letzten Tagen Fotos gesehen, die mir sagten, das es jetzt höchste Zeit für eine nächste Tour wäre. Naja. War halt zu spät. Mich empfing eine fast graue Landschaft. In Teilen war auf den Bäumen noch das gelbe Laub vorzufinden, ganz vereinzelt auch mit rotem Laub; das hab ich dann wohl in diesem Jahr zeitlich etwas verpasst. Dafür habe ich heute Fliegenpilz! 😉
Ich startete am S-Bahnhof Waidmannslust und begann meine Tour am Wolfacher Pfad, rechts rein Richtung Ziegeleisee. Hier erinnerte ich mich, schon mal da gewesen zu sein, im letzten Jahr, als ich mit dem Rad beim Doc in Lübars war. Das war aber auch alles, ansonsten war der gesamte Streckenverlauf für mich Neuland.
Immer gerade aus bzw. den Hauptweg am Fließ entlang gelangte ich nach einiger Zeit zum Eichwerder Steg. Dort führte ein hölzerner Steg (oder auch Brücke) über das Moor. Überall gab es Hinweisschilder, welche Tiere dort leben und welche Pflanzen dort vorkommen. Einen Eisvogel wollte ich z.B. schon immer mal gesehen haben, aber das war mir heute nicht vergönnt. Warum diese Brücke bzw. der Steg krumm ist, wird dort ebenfalls erklärt:
Das nächste Kapitel wird ziemlich perfide. Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit rund um „Mauerspuren“ & DDR, aber die „Gedenkstätte ehemalige Grenzsperre“ (umgangssprachlich auch: „Stalinrasen“, hier ein archivierter MAZ Artikel) in Glienicke/Nordbahn war mir ebenfalls noch nicht bekannt.
Was hier so unscheinbar aussieht, hat Menschen förmlich aufgespießt (bis zu 10cm tief), die über die Grenze flüchten wollten. Matten: oben und unten mit Spitzen versehen und erst 2013 bei Bauarbeiten in den Eichwerder Moorwiesen entdeckt. Das dies auch zur Fluchthinderung genutzt wurde, wusste ich nicht. Menschenverachtend!
Nun kam ich also langsam dem Mauerweg näher, der mich fast bis nach Alt-Lübars bringen sollte. Mittlerweile befand ich mich auch schon in Brandenburg.
– der braune Verlauf stellt den Mauerweg dar
Bis ich allerdings von der Gedenkstätte bis ganz oben am Beginn des Mauerweges war, ging es auf Sandwegen noch an einem Insektenhotel vorbei.
An der Alte Schildower Straße begann für mich der Mauerweg. Er führte erst einmal am Wohngebiet entlang, hier steht auch die Schutzhütte Mauerweg, von der ich allerdings kein Foto gemacht habe:
Und das ist das Teilstück bzw. der Abschnitt, wo ich (auch) unbedingt hinwollte. Ein ganz klassischer Mauerweg, umgeben von karger Landschaft, Sand und Weite:
Meine Route verlief jetzt vorrangig über den Mauerweg und ging vorbei an Ponyhof Köppchensee direkt zum Köppchensee, wo ich dann auch nach rechts vom Mauerweg weg in Richtung Alt-Lübars über die Felder abbog. Ein letzter Blick den Mauerweg runter und dann hieß es Abschied nehmen.
Jetzt war es nicht mehr weit bis Alt-Lübars und sogar die Sonne kam mit einem Mal nochmal raus. Einmal an der Osterquelle entlang, noch einen kurzen Abstecher zum Moorteich und einmal über die große Hauptstraße, war ich am Endpunkt angekommen, der ersehnten Bushaltestelle im Dorfkern.
In Alt-Lübars angekommen, gehörte es heute zu einem Muss, die Telefonzelle zu fotografieren. Davon hatte ich im letzten Jahr erfahren, als ich aber schon von Lübars wieder zurück war; es musste also bis heute warten! Wie man sehen kann, sind dort die Straßenverhältnisse mit dem Rad nicht gerade die besten, eben Dorf. Demzufolge hatte ich den Dorfkern im letzten Jahr gemieden.
Zurück ging es dann ab Weidmannslust wieder mit der S-Bahn. Auch diesen Bahnhof finde ich ausgesprochen schön in dieser alten Architektur. Leider hatte ich heute sehr oft kein GPS-Signal, Komoot hat zwischendurch auch immer wieder meine getrackte Strecke unterbrochen, mein Akku war irgendwann leer und ich merkte, das ich das falsche Ladekabel der Powerbank eingesteckt hatte. Letztendlich war das alles nicht schlimm, denn es war alles „analog“ zu meistern. Für Komoot (fürs hinterlegen) ist es halt schade, denn ich bin keine 6,5 km gelaufen, sondern weit über das Doppelte. Die reine Wanderzeit betrug 3 Stunden. Ich war heute sehr gut zu Fuß unterwegs und ziemlich fit.
– die gestrichelte blaue Linie war ich nicht gelaufen, ebenfalls nicht die blaue (ohne Markierungen)
Komoot hatte nachträglich (siehe Karte oben rechts) an die 21 km errechnet (m.M.n. zu viel), davon abgezogen das nicht gelaufene – macht pi mal Daumen 12-15 km? Das würde auf jeden Fall gut hin kommen.
Teufelsbruch mit Nebenmooren sowie Havel- und Mauerradweg am Aalemannenufer
Sehr kurzfristig hatte ich mich für eine ca. 10km Wanderung im Teufelsbruch umentschlossen, die ich dann letztendlich auch alleine durchführte. Am Wochenende habe ich keine Zeit (für ausgeprägte Touren) und das Wetter ist derzeit so einladend, das musste vollstens ausgenutzt werden!
Ursprünglich war geplant, mit der Buslinie 130 bis Bötzow-Bahn zu fahren, um von dort die alte Gleisanlage, den Lokomotivfriedhof samt Güterbahnhof der ehemaligen Bötzow-Bahn und auch die Kuhlake „mitnehmen zu können“, aber es kam anders und schon am Bhf. Zoo hatte die Regionalbahn Verspätung, dabei hatte ich extra auf die Bahn gesetzt, um schneller in Spandau sein zu können. Die Linie 130 fuhr ab Spandau aber nicht, ich war wirklich alles abgelaufen. Warum auch immer. Also wurde es die Linie 136 (von der anderen Seite), wie vor 3 Jahren, als ich zum ersten Mal zu gleicher Jahreszeit im Moor war (siehe meinen Beitrag aus 2018).
Die Bahn am Bahnhof Zoo mit Verspätung
Buslinie 136 im Spandauer Forst
Dort angekommen, war das erste, was ich vernahm: der Duft von Tannen und das sanfte rauschen der herabfallenden, goldgelb-orangenen Blätter. Je nach Lage (dort ist auch das Moor) waren die Bäume entweder noch grün, im satten Gelb oder aber auch braun vertrocknet. Ich habe lange nicht mehr soviel Baumbruch gesehen (das Moor begünstigt dies sicherlich auch noch) und das lag nicht nur am letzten Sturm Ignaz, weswegen ich mit einer Wanderung im Wald auch etwas gewartet hatte.
Den Lokomotivfriedhof der Bötzow-Bahn konnte ich, wie schon geschrieben, zwar nicht mehr erreichen, dafür habe ich aber noch Gleisen gefunden, die kaum noch als solche zu erkennen und die in Teilen komplett vom Laub bedeckt gewesen sind:
Nach einer kleinen Runde zwischen Kiefern, Tannen und Laubwald erreichte ich den Pfad am Teufelsbruch, über den man einmal das Moor über einen Holzpfad überqueren kann. Leider stand dieser Weg unter Wasser und so entschloss ich mich, einmal drumherum zu laufen, um von dort aus mein Glück zu versuchen.
Der nächste Halt war der Schweinehirt samt seinen Wildschweinen und der hölzernen Sitzecke. Hier machte ich meine erste Pause. Als ich gerade weiter wandern wollte, kam aus den Gebüschen etwas auf mich zugelaufen. Groß, hohe Beine, durch das diffuse Licht sah es grau aus und ich dachte nur noch: „Oh Fuck“. Letztendlich schaute mich dann aber ein Reh an und ich musste erleichtert lachen.
Zwischendurch gab es immer wieder: Moor, Moor, Moor. Jeder Flecken anders als der andere. Immer anderes Licht und andere Farben. Und überall: sehr viele Libellen:
Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, die Route Richtung Havel zu gehen. Ich sagte Tschüss Wald und überquerte die Niederneuendorfer Allee in Richtung Bürgerablage. Kurz zuvor fand ich nämlich heraus, das es dort einen Mauerradweg, aber auch Gedenktafeln gibt. Mir war das bis dato gar nicht klar, das die Grenze hier so nah verlief. Auf dem letzten Foto sieht man sie auch markiert:
Und wieder habe ich etwas dazu gelernt. Die Gedenktafeln klären über Exklaven auf. Ehemaliger „West-Berliner“ Grund und Boden, der auf DDR-Territorium stand. Durch Gebietstausche zwischen den alliierten Besatzungsmächten und der Sowjetunion während des Kalten Krieges lagen diese zwar auf DDR-Gebiet, gehörten aber zu West-Berlin. Dorthin konnten die Anwohner nur über einen schmalen Korridor gelangen, Zitat: „Ein eigenes Zugangstor durch die Mauer inklusive Klingel markierte hier die Staatsgrenze“.
Hier jedenfalls habe ich für mich ein Stück Mauerweg entdeckt, das ich im nächsten Jahr radeln möchte. Außerdem steht nur ein paar Kilometer weiter ein gut erhaltener Grenzturm der ehemaligen DDR. Bisher kenne ich die nur aus der Stadt, außerdem verspricht ein Schild eine scheinbar urige Einkehr, die man mal mitnehmen sollte:
– immer dem Mauerradweg entlang
Zum Schluss ging es überwiegend viel am Wasser der Havel entlang. Bis zur Fähre am Aalemannufer war ich wieder zurück gelaufen. Es war unbeschreiblich schön! Ich sah heute Rehe, Schwäne, Reiher, Kormorane, Libellen in Massen, Moorfrösche und Spechte. Leider war kein Eichhörnchen dabei und auch kein Fliegenpilz. 😉
Ich hatte kurz überlegt, ob ich mich mit der Fähre übersetzen lasse, bin dann aber klassisch erst mit der 136 und dann ab Spandau mit der U- und S-Bahn bzw. Ringbahn, statt Deutsche Bahn zurück gefahren. Ging super fix und entspannt!
Die gelaufenen Kilometer versprechen knapp 10, ich denke, das kommt gut hin!
Heute stand bei mir alles auf neu. Die Komoot-Route war die erst getrackte Wandertour und auch bei den Wanderschuhen zeichnet sich neues, ich bin nämlich nun mit Hanwagstiefeln unterwegs, diese wurden heute von mir eingelaufen. Aber auch Karow und Buch sind quasi für mich völliges Neuland, so gesehen eigentlich schade, hätte ich das zu ehemals Lockdown-Zeiten gewusst!
Ursprünglich wollte ich heute eigentlich nach Brieselang (Moor). Gut, das ich es nicht getan hatte, denn wie ich schon erfahren konnte, war es heute zum Sonntag dort ziemlich voll. Aufgrund der neuen Schuhe wollte ich heute eine Tour nehmen, die nicht all zu weit weg von mir zu Hause und was nicht zu derbe Wald (Sturm) ist.
Los ging es am Bahnhof Karow. Immer die Pankgrafenstraße gerade aus, bis das Ausgangsschild „Französisch Buchholz“ kommt und man an dieser Brücke rechts einbiegt, um dann gleich den nächsten Weg wieder links zu gehen, um zu den Karower Teichen zu kommen:
Dort angekommen, zog noch ein wenig Restnebel an den Feldern entlang, ich war etwas zu spät gekommen, eigentlich wollte ich zum Sonnenaufgang schon da sein:
Die Büffel (auch freilaufende Rinder) haben leider noch geschlafen und lagen weit entfernt von mir, nur einer begnügte sich für ein Foto für mich, leider zu weit weg:
Ich war hier heute zum ersten Mal und ich frage mich, warum mir das in all den Jahren nicht bekannt war. Ich habe so viele Landschaften rings um Berlin bereits durchlaufen (das gängige, was immer im Netz vorgeschlagen wird), aber das hier ist wirklich eine Oase und ein Traum, wenngleich natürlich nicht mit Wandlitz vergleichbar (uriger Wald), aber hier ist Natur(schutz), soweit das Auge reicht!
Nachdem sich unsere Wege zweimal kreuzten, stellte sich mir heute Manfred Pinkwart vor, der anbot, mir etwas von Buch zu zeigen. Herr Pinkwart ist ein „Bucher Urgestein“ und früher in der Klinik Berlin-Buch tätig, was heute die Helios-Kliniken dort sind. Natürlich werde ich zusagen, interessieren mich diese Themen natürlich.
Das ehemalige Regierungskrankenhaus Buch
Vom Wachregiment Feliks Dzierzynski bewacht, schien das Regierungskrankenhaus I in Berlin-Mitte trotz allem den damaligen Machthabern nicht mehr sicher genug; die Grenze zu West-Berlin lag zu nahe. 1976 entstand deshalb die „Spezialklinik“ in Berlin-Buch. Den Namen hatte sie nicht wegen spezieller medizinischer Möglichkeiten, sondern wegen spezieller Patienten – zugelassen war nur die „allerhöchste“ Führungsebene. Für sie wurde ein Atomschutzbunker vorgehalten.
Buch war dadurch das Regierungskrankenhaus Nr. I, während das alte Haus in der Scharnhorststraße in Mitte das Regierungskrankenhaus Nr. II wurde. Behandelt wurden dort Mitarbeiter der Staatssicherheit, ab einem höheren Dienstgrad auch deren Angehörige sowie verdiente ehemalige Angehörige der Geheimpolizei, Mitglieder der Regierung, des SED Zentralkommittees und des Politbüros. Auch ehemalige Regierungsmitglieder und ausgewählte Kulturschaffende, Künstler, Wissenschaftler und Sportler wurden dort betreut.
Die Gebäude in Buch stehen seit 2001 leer, 2024 soll dort ein neues Wohnquartier „Buch-Am Sandhaus“ mit 3.000 Wohnungen, Kita und Gewerbe entstehen. Neueste Pläne sehen vor, das alte Krankenhaus zu integrieren und nicht abzureißen.
Keine Gulaschkanone, kein Handy– aber gute Schuhe!
Unweit des Krankenhauses hatte ich noch einen Weg entdeckt, der mich zu einer Gulaschkanone führen sollte (leider Sonntag geschlossen). Zu allem Übel verabschiedete sich auch noch kurz vor den Teichen mein Akku (Powerbank ist geplant), so das ich nicht sagen kann, an welchem Teich ich nun wirklich genau war. Auch hat mein Komoot-Profil ab diesem Zeitpunkt nicht mehr tracken können. Es war allerdings in der Nähe vom Pölnitzweg und parallel die Wiltbergstraße:
Komoot sagt mir, ich wäre nur knapp 2 Stunden gelaufen. Tatsächlich war ich aber genau 5 Stunden zu Fuß unterwegs. Auf gute 15km bin ich auf jeden Fall gekommen (Komoot sagt 12), letztendlich ist es für mich auch nur eine grobe Schätzung, der Übersicht wegen. Den fehlenden, letzten Rest habe ich händisch nachgetragen:
Über eine Facebook-Wandergruppe hatte ich vor ein paar Tagen dem heutigen Termin lose zugesagt, wenn sich das Wetter nicht gerade ergießt (und es mir entsprechend gut geht). Nun, der Tag war also heute, wenngleich ich zugeben muss, das es einen kurzen Moment gab, an dem ich kurz gezögert hatte und auch am Bahnhof Karow hatte ich nochmals kurzweilig den Gedanken: „wenn ich die Regionalbahn nicht bekommen sollte, wäre es auch nicht so schlimm“. Der innere Schweinehund, ich sag´s euch! 😂 Ich hab ihn heute mit allen Kräften besiegt! 🥳
-überall nur Wald, sonst nichts
Bammel hatte ich allerdings nicht vor der Tour und vorm Wandern generell (das mache ich ja seit Jahren -allein- super gerne), sondern weil ich dort wohl auf sehr fitte Mitmenschen stoßen würde, die sich das schon richtig zum Sport gemacht haben, während ich noch vor mich rum schlunze, um etwas fitter zu werden. Auch war mir nicht ganz so klar, wie „schnell oder wie langsam“ diese Wandertruppe sein wird – dann hätte ich aber auch vorzeitig abbrechen können.
Ab Bahnhof Karow ging es mit der RB bis Wandlitzsee, um von dort in Richtung Bogensee, Liepnitzsee und dann wieder zurück zum Bahnhof Wandlitz zu wandern.
Ganz so ebenerdig war es -wenngleich nur auf sehr kurzen Strecken- dann auch nicht, was meiner Puste einiges abverlangt hat, aber: es ging und auch, als mir auf dem Rückweg schon die Beine ziemlich schmerzten, hab ich die Tour geschafft und es hat unheimlich Spaß gemacht, auch, mal wieder auf neue Gesichter zu treffen!
Kurzum, ca. 15km bin ich heute in 5 Stunden über Stock und Stein gelaufen. Darin inbegriffen waren natürlich auch kurze Pausen und die Besichtigung der Häuser am Bogensee. Fast nur Wald und weniger Liepnitzsee (der übrigens glasklar war), was aber auch schön war, denn die Sonne schien nicht (keine gute Voraussetzung für schöne Fotos vom See), was aber wiederum den Wald in ein sehr gutes Stimmungslicht brachte!
Bei Einbruch der Dunkelheit waren wir aus dem Wald wieder raus und erreichten den Bahnhof Wandlitz. Die Karte zeigt den annähernden Routenverlauf. Es ging zügig einher, aber nicht schnell und wir haben mehrere, kleine Pausen gemacht. Für mich gut, denn ich brauche zwischendurch immer noch kurze Verschnaufpausen.
– noch keine getrackte Route bei Komoot
Goebbels Villa & die FDJ Kaderschmiede
Bogensee ist ein böser Ort, titelt der Tagesspiegel in 2020. Und das stimmt. Das Areal ist ein „Ort der Propaganda“, geschichtlich kontaminiert, vergiftet, ein stummer Ort der Geschichte, ein Ort der Täter und Wortverdreher. Am Bogensee wurden zwei Diktaturen gelenkt und ideologisch gestützt, mehr als fünfzig Jahre unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wikipedia schreibt:
Im Jahr 1936 schenkte die Stadt Berlin den Bogensee mit 496,3 Hektar Land und einem Blockhaus dem Reichspropagandaminister Joseph Goebbels zu dessen 39. Geburtstag auf Lebenszeit. Goebbels nutzte das Haus als „Liebesnest“. Außerdem lud er gern Prominente aus Künstlerkreisen und aus der Politik zum Bogensee ein. Da das Häuschen bald Goebbels‘ Ansprüchen nicht mehr genügte, ließ er nordwestlich des Sees in einiger Entfernung vom Ufer bis 1939 nach einem Entwurf von Heinrich Schweitzer unter Federführung des Architekten Hugo Constantin Bartels einen neuen Landsitz errichten. Doch bereits im Jahr 1942 verkaufte Goebbels das Anwesen am Bogensee an die Cautio Treuhand GmbH; an der Nutzung durch den Minister änderte sich aber dadurch nichts.
Das Hauptgebäude mit Walmdach und Natursteinsockel hatte 30 Zimmer mit einer Grundfläche von 1600 m². Dazu kamen ein Wirtschaftsgebäude und ein Gästehaus mit Besprechungszimmer, in dem auch SS-Wachmannschaften untergebracht waren. Im Jahr 1944 erhielt die Anlage wegen der zunehmenden Luftangriffe auf Berlin und die Umgebung einen Hausbunker. Das Landhaus war mit einem eigenen Wasser- und Klärwerk, einer kaum sichtbaren Klimaanlage, einem Kino, nach unten versenkbaren Fenstern und einem Zimmer mit zwei Kaminen ausgestattet. Die UFA trug 1,5 Millionen Reichsmark zum Bau bei. Im Landhaus trafen sich weiterhin Künstler und Schauspieler.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Gebäude als Lazarett der Sowjets genutzt. Im März 1946 wurde das Gelände der FDJ übergeben, die dort dann ihre Jugendhochschule einrichtete. Die Räume im Landhaus wurden als Kindergarten, Frisör, Konsum sowie als Wohnräume für den Direktor genutzt. Ab 1951 wurden weitere Gebäude gebaut, die im „stalinistischen Zuckerbäckerstil“ erschienen, um das Gelände auch als Internat nutzen zu können. Der Architekt war Hermann Henselmann – der gleiche wie auch bei der Stalinallee, der heutigen Karl-Marx-Allee. Bis 1989 wurde mittels der SED in der „FDJ-Jugendhochschule am Bogensee“ für ausgewählte Kader Marxismus-Leninismus gelehrt, Hunderte (kommunistische) „Studenten“ kamen aus aller Welt dorthin, auch aus den „Westländern“ (DKP/SDAJ).
Nach der Wende wurde die Jugendhochschule abgewickelt und das ganze Gelände fiel zurück an das Land Berlin. Verschiedene Nutzungen scheiterten, u.a. versuchte sich hier der Internationale Bund für Sozialarbeit und bis 1999 das Internationale Bildungszentrum. Seitdem steht alles leer und verfällt immer mehr.
Das Land Berlin befürchtete laut einem Tagesspiegel-Artikel aus 2016, dass Neonazis oder andere rechtsextreme Gruppen verdeckt das Gelände erwerben und eine Wallfahrtsstätte daraus machen könnten. AnonLeaks und T-Online hatten vor ein paar Monaten offengelegt, das Reichsbürger rund um Peter Fitzek (KRD) planvoll versucht hatten, die Genossenschaft LKC Bogensee zu unterwandern. Nur einen Monat zuvor wurde durch einen Verfassungsschutzbericht bekannt, dass „das KRD“ auch in Hessen versucht hatte, an Liegenschaften zu gelangen.
Wandlitz (bzw. vor allem auch die Kaderschule) stand bei mir schon seit Jahren auf dem Plan. Ursprünglich wollte ich an einer Foto-Tour des Geländes mit machen (go2know) und hatte es immer wieder verschoben. Nun ist dort zu. Naja. Mal sehen.
Bis zum nächsten Mal am Bogensee – und dann hoffentlich mal mit Sonne!
Heute war ich mal wieder mit Frau M. unterwegs. Vom U-Bahnhof Alt-Tegel aus ging es los in Richtung Tegeler See und Tegeler Forst. Überrascht war ich, das es dort in Teilen sehr dörflich aussieht, wie für mich gemacht:
Eine feste Route hatten wir uns im Vorfeld nicht rausgesucht, sondern wir wollten einfach sehen, wohin uns die Füße tragen und uns überraschen lassen. Hier zu sehen ist die Greenwichpromenade mit dem Fahrgastschiff Moby Dick:
Richtig los ging es dann an den Seeterrassen über die rote Tegeler Hafenbrücke (Sechserbrücke) samt Schwan (Tretboot) mit Maske und es dauerte auch nicht mehr lange, bis wir -am Wasser des Malchsees entlang und mit einem kurzen Schwenk in den Wald- die Dicke Marie erreichten!
Die Dicke Marie ist eine Stieleiche und gilt als ältester Baum Berlins – man vermutet, er sei 900 Jahre alt. Den Namen erhielt die Dicke Marie von den Brüdern Alexander und Wilhelm von Humboldt, die auf Schloss Tegel aufwuchsen und den dicken Baum nach der Köchin des Hauses benannte:
Der Rest war unspektakulär, aber schön. Rund um die Villa Borsig waren wir im Wald spazieren, sehr wahrscheinlich waren wir auch am Fitnesspfad (und vielleicht haben wir sogar auch den höchsten Baum Berlins gesehen bzw. sind an ihm einfach vorbei gegangen), auf jeden Fall haben wir eine gute Runde im Wald gedreht und auch die Sonne war am heutigen Tag sehr wohlgesonnen, wenngleich das Grün in großen Teilen noch sehr auf sich warten lässt. 😎 Die Sonne tat unheimlich gut!
Ca. 13 km waren das, allerdings ist das nur eine grobe und nachträgliche Einschätzung, nachdem ich pi mal Daumen die Daten eingegeben habe.