Tegeler Fließ um Lübars

Von Waidmannslust nach Alt-Lübars über etwas Mauerweg, Moor und Fließ

Ich muss zugeben, ich war heute anfangs mehrfach enttäuscht und trotzdem wurde es noch ein guter Tag. Eigentlich wollte ich heute etwas rotes Laub vor die Linse bekommen, erst letzte Woche war alles knallgelb und ich hatte von den letzten Tagen Fotos gesehen, die mir sagten, das es jetzt höchste Zeit für eine nächste Tour wäre. Naja. War halt zu spät.
Mich empfing eine fast graue Landschaft. In Teilen war auf den Bäumen noch das gelbe Laub vorzufinden, ganz vereinzelt auch mit rotem Laub; das hab ich dann wohl in diesem Jahr zeitlich etwas verpasst. Dafür habe ich heute Fliegenpilz! 😉

Ich startete am S-Bahnhof Waidmannslust und begann meine Tour am Wolfacher Pfad, rechts rein Richtung Ziegeleisee. Hier erinnerte ich mich, schon mal da gewesen zu sein, im letzten Jahr, als ich mit dem Rad beim Doc in Lübars war. Das war aber auch alles, ansonsten war der gesamte Streckenverlauf für mich Neuland.

Immer gerade aus bzw. den Hauptweg am Fließ entlang gelangte ich nach einiger Zeit zum Eichwerder Steg. Dort führte ein hölzerner Steg (oder auch Brücke) über das Moor. Überall gab es Hinweisschilder, welche Tiere dort leben und welche Pflanzen dort vorkommen. Einen Eisvogel wollte ich z.B. schon immer mal gesehen haben, aber das war mir heute nicht vergönnt. Warum diese Brücke bzw. der Steg krumm ist, wird dort ebenfalls erklärt:

Das nächste Kapitel wird ziemlich perfide. Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit rund um „Mauerspuren“ & DDR, aber die „Gedenkstätte ehemalige Grenzsperre“ (umgangssprachlich auch: „Stalinrasen“, hier ein archivierter MAZ Artikel) in Glienicke/Nordbahn war mir ebenfalls noch nicht bekannt.

Was hier so unscheinbar aussieht, hat Menschen förmlich aufgespießt (bis zu 10cm tief), die über die Grenze flüchten wollten. Matten: oben und unten mit Spitzen versehen und erst 2013 bei Bauarbeiten in den Eichwerder Moorwiesen entdeckt. Das dies auch zur Fluchthinderung genutzt wurde, wusste ich nicht. Menschenverachtend!

Nun kam ich also langsam dem Mauerweg näher, der mich fast bis nach Alt-Lübars bringen sollte. Mittlerweile befand ich mich auch schon in Brandenburg.

– der braune Verlauf stellt den Mauerweg dar

Bis ich allerdings von der Gedenkstätte bis ganz oben am Beginn des Mauerweges war, ging es auf Sandwegen noch an einem Insektenhotel vorbei.

An der Alte Schildower Straße begann für mich der Mauerweg. Er führte erst einmal am Wohngebiet entlang, hier steht auch die Schutzhütte Mauerweg, von der ich allerdings kein Foto gemacht habe:

Und das ist das Teilstück bzw. der Abschnitt, wo ich (auch) unbedingt hinwollte. Ein ganz klassischer Mauerweg, umgeben von karger Landschaft, Sand und Weite:

Meine Route verlief jetzt vorrangig über den Mauerweg und ging vorbei an Ponyhof Köppchensee direkt zum Köppchensee, wo ich dann auch nach rechts vom Mauerweg weg in Richtung Alt-Lübars über die Felder abbog. Ein letzter Blick den Mauerweg runter und dann hieß es Abschied nehmen.

Jetzt war es nicht mehr weit bis Alt-Lübars und sogar die Sonne kam mit einem Mal nochmal raus. Einmal an der Osterquelle entlang, noch einen kurzen Abstecher zum Moorteich und einmal über die große Hauptstraße, war ich am Endpunkt angekommen, der ersehnten Bushaltestelle im Dorfkern.

In Alt-Lübars angekommen, gehörte es heute zu einem Muss, die Telefonzelle zu fotografieren. Davon hatte ich im letzten Jahr erfahren, als ich aber schon von Lübars wieder zurück war; es musste also bis heute warten! Wie man sehen kann, sind dort die Straßenverhältnisse mit dem Rad nicht gerade die besten, eben Dorf. Demzufolge hatte ich den Dorfkern im letzten Jahr gemieden.

Zurück ging es dann ab Weidmannslust wieder mit der S-Bahn. Auch diesen Bahnhof finde ich ausgesprochen schön in dieser alten Architektur.
Leider hatte ich heute sehr oft kein GPS-Signal, Komoot hat zwischendurch auch immer wieder meine getrackte Strecke unterbrochen, mein Akku war irgendwann leer und ich merkte, das ich das falsche Ladekabel der Powerbank eingesteckt hatte.
Letztendlich war das alles nicht schlimm, denn es war alles „analog“ zu meistern.
Für Komoot (fürs hinterlegen) ist es halt schade, denn ich bin keine 6,5 km gelaufen, sondern weit über das Doppelte. Die reine Wanderzeit betrug 3 Stunden. Ich war heute sehr gut zu Fuß unterwegs und ziemlich fit.

– die gestrichelte blaue Linie war ich nicht gelaufen, ebenfalls nicht die blaue (ohne Markierungen)

Komoot hatte nachträglich (siehe Karte oben rechts) an die 21 km errechnet (m.M.n. zu viel), davon abgezogen das nicht gelaufene – macht pi mal Daumen 12-15 km? Das würde auf jeden Fall gut hin kommen.

Herbstgold im Spandauer Forst

Teufelsbruch mit Nebenmooren sowie Havel- und Mauerradweg am Aalemannenufer

Sehr kurzfristig hatte ich mich für eine ca. 10km Wanderung im Teufelsbruch umentschlossen, die ich dann letztendlich auch alleine durchführte. Am Wochenende habe ich keine Zeit (für ausgeprägte Touren) und das Wetter ist derzeit so einladend, das musste vollstens ausgenutzt werden!

Ursprünglich war geplant, mit der Buslinie 130 bis Bötzow-Bahn zu fahren, um von dort die alte Gleisanlage, den Lokomotivfriedhof samt Güterbahnhof der ehemaligen Bötzow-Bahn und auch die Kuhlake „mitnehmen zu können“, aber es kam anders und schon am Bhf. Zoo hatte die Regionalbahn Verspätung, dabei hatte ich extra auf die Bahn gesetzt, um schneller in Spandau sein zu können. Die Linie 130 fuhr ab Spandau aber nicht, ich war wirklich alles abgelaufen. Warum auch immer. Also wurde es die Linie 136 (von der anderen Seite), wie vor 3 Jahren, als ich zum ersten Mal zu gleicher Jahreszeit im Moor war (siehe meinen Beitrag aus 2018).

Dort angekommen, war das erste, was ich vernahm: der Duft von Tannen und das sanfte rauschen der herabfallenden, goldgelb-orangenen Blätter. Je nach Lage (dort ist auch das Moor) waren die Bäume entweder noch grün, im satten Gelb oder aber auch braun vertrocknet. Ich habe lange nicht mehr soviel Baumbruch gesehen (das Moor begünstigt dies sicherlich auch noch) und das lag nicht nur am letzten Sturm Ignaz, weswegen ich mit einer Wanderung im Wald auch etwas gewartet hatte.

Den Lokomotivfriedhof der Bötzow-Bahn konnte ich, wie schon geschrieben, zwar nicht mehr erreichen, dafür habe ich aber noch Gleisen gefunden, die kaum noch als solche zu erkennen und die in Teilen komplett vom Laub bedeckt gewesen sind:

Nach einer kleinen Runde zwischen Kiefern, Tannen und Laubwald erreichte ich den Pfad am Teufelsbruch, über den man einmal das Moor über einen Holzpfad überqueren kann. Leider stand dieser Weg unter Wasser und so entschloss ich mich, einmal drumherum zu laufen, um von dort aus mein Glück zu versuchen.

Der nächste Halt war der Schweinehirt samt seinen Wildschweinen und der hölzernen Sitzecke. Hier machte ich meine erste Pause. Als ich gerade weiter wandern wollte, kam aus den Gebüschen etwas auf mich zugelaufen. Groß, hohe Beine, durch das diffuse Licht sah es grau aus und ich dachte nur noch: „Oh Fuck“. Letztendlich schaute mich dann aber ein Reh an und ich musste erleichtert lachen.

Zwischendurch gab es immer wieder: Moor, Moor, Moor. Jeder Flecken anders als der andere. Immer anderes Licht und andere Farben. Und überall: sehr viele Libellen:

Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, die Route Richtung Havel zu gehen. Ich sagte Tschüss Wald und überquerte die Niederneuendorfer Allee in Richtung Bürgerablage. Kurz zuvor fand ich nämlich heraus, das es dort einen Mauerradweg, aber auch Gedenktafeln gibt. Mir war das bis dato gar nicht klar, das die Grenze hier so nah verlief. Auf dem letzten Foto sieht man sie auch markiert:

Und wieder habe ich etwas dazu gelernt. Die Gedenktafeln klären über Exklaven auf. Ehemaliger „West-Berliner“ Grund und Boden, der auf DDR-Territorium stand. Durch Gebietstausche zwischen den alliierten Besatzungsmächten und der Sowjetunion während des Kalten Krieges lagen diese zwar auf DDR-Gebiet, gehörten aber zu West-Berlin. Dorthin konnten die Anwohner nur über einen schmalen Korridor gelangen, Zitat: „Ein eigenes Zugangstor durch die Mauer inklusive Klingel markierte hier die Staatsgrenze“.

Hier jedenfalls habe ich für mich ein Stück Mauerweg entdeckt, das ich im nächsten Jahr radeln möchte. Außerdem steht nur ein paar Kilometer weiter ein gut erhaltener Grenzturm der ehemaligen DDR. Bisher kenne ich die nur aus der Stadt, außerdem verspricht ein Schild eine scheinbar urige Einkehr, die man mal mitnehmen sollte:

– immer dem Mauerradweg entlang

Zum Schluss ging es überwiegend viel am Wasser der Havel entlang. Bis zur Fähre am Aalemannufer war ich wieder zurück gelaufen. Es war unbeschreiblich schön!
Ich sah heute Rehe, Schwäne, Reiher, Kormorane, Libellen in Massen, Moorfrösche und Spechte. Leider war kein Eichhörnchen dabei und auch kein Fliegenpilz. 😉

Ich hatte kurz überlegt, ob ich mich mit der Fähre übersetzen lasse, bin dann aber klassisch erst mit der 136 und dann ab Spandau mit der U- und S-Bahn bzw. Ringbahn, statt Deutsche Bahn zurück gefahren. Ging super fix und entspannt!

Die gelaufenen Kilometer versprechen knapp 10, ich denke, das kommt gut hin!